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 © Südafrika Weininformation
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Weine am Kap: Fair in die Zukunft



Vor rund 350 Jahren kam der Weinbau mit den Holländern ans Kap. Doch erst nach der Freilassung von Nelson Mandela und der Demokratisierung des Landes wurde eine Erfolgsgeschichte geschrieben.
Von Petra Mayer, Weinexpertin und Leiterin der Südafrika-Weininformation


Südafrikas Weinerzeuger haben mehr als nur die Qualitätssicherung zu forcieren. Sie müssen auch die Fehler aus der Vergangenheit korrigieren. Transformation, Herstellung von Chancengleichheit und die Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen sind die Grundlagen für eine faire Zukunft des Weinlandes. Beispiele und Initiativen, die Mut machen, gibt es inzwischen viele.
Der Abbau der politischen Barrieren durch die Sanktionen war nicht nur der Startschuss für eine eindrucksvolle Weinkarriere. Der lange Weg zum Frieden ist auch geprägt durch die Herstellung von Chancengleichheit und Wiedergutmachung. Auch wenn Südafrikas Weinwirtschaft auf den ersten Blick noch sehr "weiß" anmutet, wird man bei genauerer Betrachtung feststellen, wie bunt diese Branche geworden ist.
Rund 160.000 Menschen aus ehemals benachteiligten Bevölkerungsschichten arbeiten heute in der Weinbranche, das ist etwas mehr als die Hälfte der gesamten Arbeitsplätze. Es gibt zahlreiche Farmen, die Anteile ihres Landes an die Arbeitergemeinschaft überschreiben und bis zur Etablierung einer eigenen Weinmarke begleiten.

Versorgung der Kinder


Die Gewinne fließen zurück in die sogenannte Community, die auch über die Verwendung der Mittel bestimmt. Es gibt NGOs wie zum Beispiel die Pebbles Organisation, die sich seit mehr als 10 Jahren dafür engagiert, dass die Kinder in den Weinregionen von klein auf gut versorgt werden - mit gesunder Nahrung und in guten Kindergärten und Schulen.
Die sozialen Erfolge sind groß und die Weinfarmer unterstützen die Projekte, denn sie wissen: Die Zukunft Südafrikas liegt in der Förderung der nächsten Generation. Wer jedoch glaubt, dass die Transformation des Weinsektors ausschließlich eine Art von Marketing sei, liegt falsch. Gleichberechtigung der einst benachteiligten Bevölkerung wird mit Hilfe des Black Economic Empowerment-Programms (BEE) der südafrikanischen Regierung von der gesamten Wirtschaft gefordert.
Südafrikas Weinbranche legte 2007 eine Charta zur strukturellen Förderung von Transformation vor. Es handelt sich dabei um eine pragmatische Strategie, wonach Besitzverhältnisse, Mitsprache, Ausbildung und soziale Maßnahmen umgesetzt werden. Das allgemein gültige Ziel dieser BEE-Charta ist, die Mehrheit der Menschen an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben zu lassen und die Chancengleichheit zu fördern.

Mehr Eigenständigkeit


Nach nur sieben Jahren kann die Weinwirtschaft eine beachtliche Liste an BEE-Projekten und BEE-Betrieben vorweisen. Es gibt zahlreiche Weingüter wie Boschendal, Stellenrust und die KWV, die Anteile ihrer historischen Farmen an Betriebe überschrieben haben. Viele Betriebe haben gemeinsam mit ihren Arbeitern Trusts und Foundations gegründet, um die Anteile gemeinschaftlich zu verwalten und um selbstverantwortlich über soziale Maßnahmen zu bestimmen.
Auch am deutschen Markt gibt es inzwischen eine Vielzahl an Weinen, die als Black-Owned-Brands bezeichnet werden. Oftmals erkennt man sie an ihren bunten Etiketten oder ihren ungewöhnlichen Namen. Thandi beispielsweise bedeutet in der Landessprache der Xhosa, einem südafrikanischen Volksstamm, "mit Liebe gehegt".
Diese Philosophie wird offensichtlich, wenn man der Geschichte, erzählt von Managing Director Vernon Henn, lauscht. Thandi wurde 1995 als erstes BEE gegründet. Paul Cluver, Inhaber der gleichnamigen Farm, hatte seinen Arbeitern ein großzügiges Stück seines Landes überschrieben, um ihre Eigenständigkeit zu fördern.

Nicht nur Charity


Heute ist Thandi im Besitz von über 250 Arbeiterfamilien und hält Anteile an drei weiteren Farmen in der Weinregion Elgin. Berührend ist der Werdegang von Vernon selbst. Seine berufliche Karriere verdankt er seiner Wissbegier und seinem Enthusiasmus, harter Arbeit und beherzter Hingabe.
Vernon ist ambitioniert: "Obwohl wir durch den Verkauf vielen Menschen eine bessere Existenz bieten können, ist unser oberstes Ziel, Spitzenweine zu erzeugen. Wir wollen, dass unsere Kunden unsere Weine kaufen, weil sie ihnen schmecken, und nicht nur, weil sie Gutes tun möchten."
Ein weiteres Beispiel ist Thokozani - es bedeutet Feier oder Fest. Bereits vor zehn Jahren haben David und Sue Sonnneberg, Besitzer des Weinguts Diemersfontein, den Thokozani Trust für ihre damals 35 Mitarbeiter gegründet. Inzwischen halten 79 Mitarbeiter knapp 80 Prozent der Anteile des Trusts und betreiben, zusätzlich zu der gleichnamigen Weinmarke, ein Vier-Sterne-Gästehaus und ein Konferenzzentrum.
Doch die eigentlichen Stars sind die Mitarbeiter, etwa Cheslin Price, ein ehemaliger Farmarbeiter. Heute ist er ein sympathischer und brillanter Gastgeber mit Managerfunktion.

Kellerei in der Township


Besonders ist auch die Geschichte der Township Winery. Initiatorin ist Kate Jambela, eine junge, gut ausgebildete Projektentwicklerin, die ihren gut dotierten Job in Johannisburg kündigte und nach Kapstadt kam. Auf der Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt sah sie die schäbigen Hütten der Townships und fasste den Entschluss, diesen Menschen zu helfen. Sie fand Förderer und Unterstützer. Vor allem lernte sie Graham Knox kennen, ein ewiger Weindenker und Tüftler.
Über den Anstoß für ihr ungewöhnliches Weinprojekt sagt Kate: "Es war die Erkenntnis, dass die Heimat eines Weines nicht unbedingt dort sein muss, wo die Weinberge sind, sondern dass sie in den Herzen der Menschen entsteht, die sich für die Weinqualität engagieren!" Frei nach dem Motto "Five star grapes - no star location" entstand unter ihrer Regie in Philippi, einem Township vor Kapstadt, eine kleine Kellerei, ausgestattet mit modernsten Tanks, Kühlung und absoluter Hygiene.
In der Winery beschäftigt sie hauptsächlich Frauen. "Entwicklungshilfe ist wichtig", sagt sie. "Doch die Kraft für eine nachhaltige Entwicklung resultiert aus der Stärkung des Stolzes der Menschen." Kate und ihr Team sind stolz auf das Erreichte.

Hoher Anteil Fair Trade


Förderung und neue Projekte resultieren auch aus der engen und intensiven Zusammenarbeit mit anerkannten Institutionen wie Fairtrade oder Fair for Life. Südafrikas Weinwirtschaft hat mit der Gründung der Wine Industry Ethical Trading eine NGO geschaffen, die den Sozialstandard Certified Fair Labour Practice entwickelt hat. Das Ziel ist, die Umsetzung strikter Kriterien nicht nur zu prüfen, sondern die Erfüllung der Standards durch Schulung und Beratung auch langfristig zu sichern.
In 2014 stammten 75 Prozent aller weltweit konsumierten Fairtrade-Weine aus Südafrika. Einer der größten Erzeuger ist Stellar Organics, angesiedelt im Namaqualand - dem Blumenparadies an der nördlichen Westküste. Unter den dortigen klimatischen Bedingungen ist es den Farmern auch möglich, ihre Weinberge biologisch zu bewirtschaften.
Über den Stealler Winery Empowerment Trust halten die Arbeiter 26 Prozent der Besitzanteile an der Kellerei. Die Zusammenarbeit mit Fairtrade begann bereits vor 10 Jahren und mit dem Fairtrade-Bonus, der durch den Verkauf der Weine in die Community zurückfließt, konnte schon viel Gutes bewirkt werden. Die Einrichtung von Kindertagesstätten und der Anbau des eigenen Gemüses sind nur einige der Initiativen, die dank des Konsums von Stellar-Weinen realisiert werden konnten. Etwas Besonderes ist die Primary Health Care. Hier kümmert sich eine Krankenschwester um die Gesundheitsvorsorge der rund 250 Arbeiter und ihrer Familien. Die kürzlich erfolgte Einrichtung einer mobilen Klinik auf der Farm ist für Schwester Kim eine enorme Arbeitserleichterung.

Verantwortung für den Nachwuchs


Ein besonderes Flair verbreitet die junge Winzergeneration, der dank der Aufbauarbeit der letzten Jahre viele Türen offen stehen, eine berufliche Weinlaufbahn einzuschlagen. Dabei muss es nicht immer eine eigene Weinfarm oder Weinmarke sein.
Heinrich Kulsen, Assistant Red Winemaker bei Nederburg, und seit neustem auch verantwortlich für die Earthbound Weine, eine biologische Weinlinie bei Distell, ist glücklich über seine verantwortungsvolle Aufgabe. Er verdankt seine Karriere dem Protegé-Programm der Cape Winemakers Guild, in der zahlreiche namhafte Kellermeister vom Kap vereint sind und ihr Wissen weitergeben.
Die Aufzählung der sozialen Projekte ließe sich endlos fortsetzen. Es könnte immer noch mehr getan werden, doch der südafrikanische Staat gibt keine Gelder für solche Sozialleistungen. So ist die Verbesserung der Wertschöpfung durch faire Weinpreise einer der Treiber für die Stärkung der sozialen Dimension. Auch der Ausbau des Weintourismus ist eine Chance. Es werden viele attraktive Arbeitsplätze geschaffen und die Besucher lernen, die Qualität der Weine zu schätzen.
"Gemeinsam Gutes bewirken" lautet die Devise der südafrikanischen Weinwirtschaft. Erreicht worden ist in diesem Sinne schon sehr viel.



 

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