
Namibia in der Regenzeit
Wenn der Regen kommt, ergrünt die scheinbar lebensfeindliche Namib-Wüste: Um die roten Dünen bilden sich Seen, Blumenteppiche und Grasmeere. Von der Opulenz profitiert auch die Tierwelt: Tausende von Antilopen leben für kurze Zeit wie im Schlaraffenland.
Den Schlaf noch in den Augen, taste ich mich rechtzeitig vor Sonnenaufgang zum brummenden Geländewagen vor, trotze in Decken eingehüllt der Kälte des Morgens. Es geht hinauf auf einen Hügel, in Erwartung des roten Feuerballs, der das noch monochrome Land bald in ein farbiges verwandeln wird. Wenn das erste Licht die Gipfel der Berge im Osten erklimmt, sieht man sie: Dünen, so weit das Auge reicht, sternförmig mit kantigen Spitzen oder nebeneinander geschichtet wie Daunenkissen. Rot, orange, gelb - Sandwelle neben Sandwelle, ein wogendes Land, das seit Millionen Jahren jeden Morgen immer wieder aufs Neue erglüht, lebensfeindlich in seiner extremen Trockenheit.
Doch wenn der Regen kommt, setzt die Natur ein Ausrufezeichen, verwandelt alles und ergänzt die Palette aus Ockertönen um die Schattierungen saftigen Lebens: Meterhoch steht dann Gras in den Tälern. Wiesen breiten sich aus, wo sonst nur toter Stein zu sein scheint. Selbst die Dünen legen grünes Make-up auf. Die Wüste blüht.
Vor gut einem Jahr gab es nur ein Thema in Namibia: das Wetter. Monatelang hatte es geregnet, geregnet und geregnet - so viel wie nie zuvor in den letzten 120 Jahren (ältere Aufzeichnungen gibt es nicht). Die vier großen Flüsse des Landes - Kavango, Kunene, Orange und Sambesi - traten über die Ufer. Für kurze Zeit erklärte der Präsident den überfluteten Norden des Landes sogar zum Katastrophengebiet.
Dann versiegten die schlechten Nachrichten, die Pfützen trockneten aus und die meisten Schäden wurden behoben. Zwar gab es im Mai noch einige Schauer, doch offiziell und ganz reell war dann endlich Trockenzeit. Und plötzlich vernahm man in Namibia nicht mehr nur laute Klagen über die Zerstörungen durch das viele Wasser, sondern auch die viel leiseren Stimmen der Wildhüter und Nationalparkaufseher, der Botaniker und Ornithologen. Sie alle klangen euphorisch. Und sollten Recht behalten.
Schon 2006 hatte die Namib deutlich mehr Regen abbekommen als erwartet, und auch in den Folgejahren lag der Niederschlag an den meisten Messstationen über dem Durchschnitt. Die Saison 2011 sprengte dann jedoch alle Rekorde; auch, was die Reaktion der Natur betraf.
"Was wir nach der letzten Regenzeit erlebt haben, ist wirklich einzigartig", sagt Manie Le Roux, Chef der Ranger im Namib Naukluft Park. "Eigentlich ist die Namib eine der trockensten und lebensfeindlichsten Wüsten der Welt. Doch zum ersten Mal seit Jahren floss der Tsauchab Rivier wieder so stark, dass sich bei den Dünen von Sossusvlei ein See bildete."
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