
Pretoria im Porträt
Pretoria ist in jeder Hinsicht die kleine Schwester Johannesburgs: gemütlicher, übersichtlicher, liebenswerter. Jedes Jahr im Frühling bringt die Jacaranda-Blüte die Metropole zum Leuchten. .
Pretorias Bewohner fühlen sich häufig in Erklärungsnot: Lebenswerter, ja, gemütlicher sei ihre Stadt, ruhiger und übersichtlicher als das hektische, multikulturelle Johannesburg. Die Löhne seien dort zwar höher, aber die Lebensqualität sei nicht vergleichbar. Mit Macht stemmen sich die Hauptstädter gegen den oft gehörten Vorwurf, Pretoria sei langweilig.
Wäre das Nachtleben der einzige Maßstab, hätte Pretoria in der Tat schlechte Karten: Nach Büroschluss ist das Zentrum wie ausgestorben, die Bewohner scheinen sich an ihre Pools und in die Restaurants der Einkaufszentren von Lynnwood oder Brooklyn zurückzuziehen. Schwebt man vom Johannesburger Airport mit dem neuen Gautrain nach Pretoria, werden Mitfahrer nicht müde, Fremden auch ungefragt vorzuschwärmen, wie sehr der neue Schnellzug den Alltag erleichtere. Pendler müssten nicht mehr stundenlang im Stau verharren, um das 50 Kilometer entfernte Johannesburg zu erreichen. Pretoria habe einfach die bessere Lebensqualität. Und nirgends gebe es mehr Ärzte und Lehrer als hier.
Glaubt man einem burischen Volkslied, ist Pretoria eine große Farm mit ein paar Ampeln. Jahrzehntelang war die Hauptstadt die größte - weiße - afrikaanssprachige Stadt, das zeigt sich auch heute noch in Ritualen und Denkmälern. Doch seit den ersten freien Wahlen 1994 hat sich das Straßenbild in der City komplett verändert: in einen großen afrikanischen Markt mit fliegenden Händlern, Snackbars und Garagenläden.
Wenn Präsident Jacob Zuma sein Fenster in den Union Buildings öffnet, blickt er weit über die Skyline von Pretoria auf den neuen Freedom Park. Doch nur, wer sich auskennt, wird den Park auf einem unscheinbaren Hügel oberhalb des Bahnhofs auch finden. Unübersehbar hingegen thront rechts davon das Voortrekker Monument, das an die ersten Siedler auf ihrem Weg durch das unerforschte Südafrika erinnert.
Der Freedom Park ist ein spiritueller Steingarten mit einem „african twist“, der sich bisher geschickt vor Besuchern wegduckte - unverständlicherweise, denn man könnte Stunden in der symbolischen Ruhestätte verbringen.
Hingegen ist das Denkmal für die Voortrekker ein monumentaler Bau, dem der Leipziger Völkerschlacht nachempfunden. Werden hier nicht die Gegensätze zwischen den Südafrikanern verschärft? Weit gefehlt. Gerade diese beiden Erinnerungsstätten vertreten alle Südafrikaner, sagt Historiker Arend Posthuma. „Das Voortrekker Monument erzählt die frühe südafrikanische Siedlungsgeschichte mit Großem Treck und Burenkrieg - und der Freedom Park setzt die Geschichte fort. Er huldigt allen Freiheitskämpfern von der Sklaverei bis zum Ende der Apartheid 1994.“
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