Leserbeitrag: Engagement im Kinderheim
Ich bin 35 Jahre alt und vor drei Jahren der Liebe wegen nach Südafrika ausgewandert. Dort spürte ich das starke Verlangen, einen wohltätigen Zweck zu unterstützen. Es gibt hier so viel Armut, Krankheit und Hilflosigkeit.
Ich recherchierte und stieß auf das Kinderheim Juno Aurora Haven. Es liegt in Kelvin, im Norden Johannesburgs, und beherbergt derzeit 18 Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren.
Wenig Unterstützung
Die Kinder haben alle sehr bewegende und schockierende Geschichten. Manche von ihnen sind verwaist. Andere haben drogenabhängige oder schwer kranke Eltern. Andere Eltern können sich aus finanziellen Gründen nicht kümmern. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch, Unterstützung vom Staat gibt es fast keine.
Das Heim versucht den verbliebenen Eltern Jobs und/oder die nötige medizinische Behandlung oder eine Therapie zu vermitteln, so dass die Eltern sich eines Tages wieder selbst gut um die Kinder kümmern können. Das gelingt leider nur in wenigen Fällen.
Das Heim startete schon im Jahr 2006 als Day Care Centre. Seit einigen Jahren ist es nun ein Kinderheim. Im Januar dieses Jahres haben wir die Organisation neu als NPC, NPO und PBO registriert. Seitdem bin ich offiziell eine der drei Direktorinnen der Einrichtung.
Hauptsache Schule
Ich habe mir zu Beginn drei Hauptziele für das Kinderheim gesetzt: Zum einen müssen die Kinder zur Schule gehen.
In Südafrika sind die öffentlichen Schulen sehr schlecht. Es mangelt an gutem Lehrpersonal, die Ausstattung ist schlecht und oft sind öffentliche Schulen sogar leider ein gefährlicher Ort, an dem auch Gangkriege ausgetragen werden.
Wir haben es geschafft, einen Spender zu finden, der teilweise die Schulgebühren für eine private Schule übernehmen würde. Nun hängt es jedoch an bürokratischen Hürden. Wir haben zum Beispiel nicht für alle Kinder Geburtsurkunden und ohne diese kann keine Schule die Kinder akzeptieren.
Neuer Ort
Zweitens musste das Heim umziehen. Es befand sich in einem heruntergekommenen Stadtteil. Es gab Schießereien auf dem Grundstück, bewaffnete Überfälle, das Haus war in marodem Zustand. Sobald die Kinder in den Garten gingen, bedrohte sie der Nachbarhund.
Ich schaffte es einen Spender zu finden, der sein leerstehendes Haus mietfrei zur Verfügung stellt. Ebenso fanden wir in Deutschland einen Spender, um die nötigen Renovierungen zu finanzieren.
Somit konnten Chaya (die Heimleiterin) und die Kinder im Januar 2017 in ihr sicheres, neu renoviertes, größeres Haus mit eigenem Garten umziehen.
Frust und Freude
Drittens fehlt es an regelmäßigen Spenden. Meistens spenden Leute nur zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten oder es werden Kleidung und Spielzeug geschenkt.
Das ist natürlich toll und natürlich brauchen die Kinder auch das. Nur fehlt es leider an regelmäßigen Mitteln, um die laufenden Kosten für Dinge wie Lebensmittel, Strom, Wasser und medizinische Versorgung zu decken.
Oftmals ist die Arbeit für das Heim sehr frustrierend, da man zum Beispiel bei Behörden auf taube Ohren stößt und komplett auf sich allein gestellt ist. Wir haben in den letzten Jahren trotzdem schon einiges geschafft.
Jedoch ist es noch ein weiter Weg, bis das Heim nachhaltig ist und finanziell auf stabilen Füssen steht.
Wenn man dann aber zu Besuch kommt und sieht wie die Kids sich freuen und sogar sagen "I love you, Aunty Silke", oder wenn man sieht, wie sie nun unbeschwert draußen im Garten spielen oder einfach nur, wie sie wachsen und sich entwickeln, ist es alle Mühe wert. Die Arbeit macht wirklich einen Unterschied im Leben dieser Kinder.
INFORMATIONEN
Weitere Informationen zum Kinderheim findet man unter www.junoaurorahaven.co.za und www.facebook.com/JunoAuroraHaven
Silke Rylands betreibt außerdem einen Online-Shop für südafrikanische Kunst unter www.arts-of-africa.de. Sie kauft dafür Gemälde von einheimischen Künstlern, zum Beispiel auf Straßenmärkten.
Die Leserin ist erreichbar unter silke.rylands (at) arts-of-africa.de
© Text: Silke Rylands