
Berlin: Ausstellung Irma Stern
Irma Stern gilt in Südafrika als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Moderne. In Deutschland ist ihre Kunst hingegen kaum bekannt. Dies war einmal anders: Aufgewachsen zwischen beiden Ländern, studierte Stern Malerei in Weimar und Berlin. In den 1920er-Jahren stellten die wichtigsten Galerien der Hauptstadt ihre ausdrucksstarken Porträts und farbintensiven Landschaften aus.
Sie war Gründungsmitglied der Novembergruppe und eng mit dem Brücke-Künstler Max Pechstein befreundet. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete Sterns Karriere in Deutschland abrupt: Als Jüdin wurde sie verfolgt und ihre expressionistischen Werke als „entartet“ abgewertet.
Antisemitismus und Apartheid
Sterns Werk ist komplex und von Ambivalenz geprägt: Als Frau musste sie sich in einem männerdominierten Kunstbetrieb behaupten. Als Jüdin erlebte sie Ausgrenzung und Antisemitismus. Zugleich profitierte sie als weiße Künstlerin von den rassistischen Gesellschaftsstrukturen des Kolonialismus und des Apartheidsystems in Südafrika und inszenierte sich als „Kennerin“ Schwarzer Kulturen.
Über 40 Gemälde sowie Zeichnungen und Aquarelle aus internationalen, vor allem su?dafrikanischen Sammlungen treten in der Ausstellung in Dialog mit Werken der Brücke-Künstler und laden ein, Irma Stern (wieder) zu entdecken.
Die Ausstellung wird um zeitgenössische Perspektiven erweitert. Ein Begleitprogramm regt in Rundgängen, Vorträgen und Gesprächen an, über Stern, ihre Kunst und die eigene Sichtweise auf gesellschaftliche und historische Kontexte nachzudenken. Die Ausstellung ist in engem Austausch mit dem Irma Stern Trust sowie zahlreichen internationalen Museen, Galerien und Privatsammlungen entstanden.
INFORMATIONEN
Irma Stern. Eine Künstlerin der Moderne zwischen Berlin und Kapstadt
Brücke-Museum, Bussardsteig 9, 14195 Berlin, www.bruecke-museum.de
© Text: Brücke-Museum