Berlin: Ausstellung „Buried Memories“
Der Haupttitel der Ausstellung – Buried Memories – ist als Hommage an die raumfüllende Installation „They tried to bury us“ von Isabel Tueumuna Katjavivi zu verstehen:
Die im Sand zum Teil verborgenen Masken repräsentieren einerseits die vielen Zehntausenden von Menschen, die durch die grausame Gewalt der deutschen sogenannten Schutztruppe“ zum Verdursten in die Omaheke-Wüste getrieben, in Konzentrationslagern zu Tode gequält oder ermordet wurden.
Die zunächst still wirkende Rauminstallation entwickelt erst bei näherer Betrachtung ihre kapitale Wirkung: Sie gibt den 70.000 Menschen, die dem ersten Genozid des 20. Jahrhunderts zum Opfer fielen, im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht.
Andererseits können die verschütteten Masken auch als Symbol für das Verdrängen und Nicht-wissen-wollen im gesellschaftlichen Erinnerungsdiskurs Deutschlands verstanden werden.
Dokumentation durch digitale Exponate
Um den Raum mit der Installation betreten zu können, muss jeder Besucher zunächst den „Vorhang der widerstreitenden Narrative“ durchschreiten. Die Szenografie im Ausstellungsraum selbst ist flexibel und partizipativ gestaltet, um auch den im Verlauf der Ausstellung geführten Debatten sukzessive Raum geben zu können.
Die Meinungen, Erkenntnisse, Erlebnisse und Erfahrungen, die sich im Verlauf der Ausstellung entwickeln, werden in Blog-Beiträgen – als Digitale Exponate – auf der Website der Ausstellung fortlaufend dokumentiert.
Streitpunkt Gedenkstein
Die Ausstellung wird begleitet von einer Museumsakademie mit Führungen, Workshops, Performances und Seminaren, die als digitale Exponate auf der Website der Ausstellung dokumentiert werden. Der Erfahrungsbericht nach der Ausstellung soll zur Handlungsempfehlung für den künftigen Umgang mit dem Gedenk-Ensemble auf dem Friedhof am Berliner Columbiadamm werden.
Dort wird mit dem sogenannten Herero-Stein bis heute die koloniale Perspektive dokumentiert, da ausschließlich sieben getöteter deutscher Soldaten des Garde-Grenadierregiments gedacht wird, die im vormaligen Deutsch-Südwestafrika zu Tode kamen.
Im Verlauf der vergangenen drei Jahrzehnte ist der Stein zum Kristallisationspunkt widerstreitender Gedenkkulturen geworden: Einerseits nutzen die Traditionsverbände den Stein, um am Volkstrauertag ihrer in Afrika getöteten Kameraden zu gedenken, andererseits nutzen antikoloniale Aktivisten ihn als Medium, um mit Farbattacken auf den Genozid hinzuweisen.
INFORMATIONEN
Die Ausstellung „Buried Memories. Vom Umgang mit dem Erinnern. Der Genozid an den Ovaherero und Nama“ ist noch bis 21. Juli im Museum Neukölln zu sehen.
Mehr Infos beim Museum Neukölln
© Text: Museum Neukölln/og