Leserbrief: Dürre in Namibia
Unser Präsident hat den Notstand für Namibia erklärt, Grund ist die schwerste Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor rund 130 Jahren. Wir auf dem Land werden viele Tiere verlieren, weil es einfach nicht genug Gras gibt.
Ich kann es mir nur leisten, meine teuersten Wildtiere - Nilpferde, Säbelantilopen und weitere geschützte und bedrohte Tiere - sowie die Pferde zu füttern. Inzwischen bitten wir unsere Gäste um freiwillige Spenden - 99 Prozent geben gerne etwas.
Keine staatliche Hilfe
Wenn ich mich mit Gästen über die Trockenheit unterhalte, kommt sofort der Satz: „Wir haben in Deutschland auch Trockenheit gehabt, ganz schlimm.“ Doch in der EU bekommen die Landwirte das ganze Jahr hindurch Hilfen, weil die EU so wohlhabend ist.
In Namibia ist das nicht der Fall! Hier bekommen die Wildfarmer nichts, der Staat kann gerade mal die ganz Armen unterstützen und selbst dazu reicht das Geld noch nicht aus. Das ist ein Riesenunterschied.
Gestiegene Preise
Auch die Futterpreise sind natürlich gestiegen. So kostete ein Ballen Luzerne früher noch 110 Namibische Dollar (6,50 Euro), jetzt steht der Preis bei 170 Dollar.
Abgesehen von der Luzerne und anderem Futter habe ich 28 Tonnen Gras in Südafrika gekauft - allein der Transport über 1.800 Kilometer kostet 75.000 Rand (rund 4.400 Euro), das Gras selbst noch einmal 75.000.
In Namibia selbst gibt es gar nichts mehr zu kaufen. Zurzeit verfüttern wir täglich sechs Ballen Luzerne und doppelt so viel Gras.
Wir füttern nun schon seit November 2018 und rechnen damit, dass wir noch bis mindestens Februar 2020 füttern müssen.
Ruduzierter Tierbestand
Ein Beispiel: Ein Nilpferd wiegt im groben Durchschnitt 1.800 Kilo und frisst 1,5 Prozent seines Körpergewicht am Tag, das sind 27 Kilo Gras und Luzerne. Umgerechnet ist das 1,5 Ballen Luzerne oder Gras - rund 15 Euro pro Tag und Nilpferd.
Dabei reden wir noch gar nicht vom anderen Wild: Oryx, Gnus, alle grasfressenden Tiere müssen wir massiv rausschießen, bevor die Tiere verenden, weil einfach kein Gras da ist - kein einziger Halm. Bisher haben wir schon 90 Tiere reduziert.
Die Fleischpreise werden jedoch gedrückt und nicht an den Markt weitergeben, so bekommen wir nur 15 Dollar pro Kilo Wildfleisch, also weniger als einen Euro pro Kilo. Aber der Verbraucher zahlt das gleiche wie vorher.
Futter aus Büschen
Viele Farmer in Namibia gehen aus Verzweiflung schon dazu über, aus gehäckselten Büschen Futter zu machen. Tatsächlich kann man aus dieser vorher ungenutzten Resource durch clevere Zusammenstellung Futter herstellen.
Diese Entwicklung hat einen positiven Nebeneffekt, denn dabei wird gleichzeitig das Verbuschungsproblem bekämpft.
Düsternbrook als erste Gästefarm in Namibia ist ja 1961 auch in einer Krisensituation entstanden. Damals herrschte eine Dürre gepaart mit der Maul- und Klauenseuche.
Die Farmer hatten damals keine Einnahmen, weil sie kein Vieh verkaufen durften. So ist meine Mutter auf diese Alternative gekommen.
Heute gibt es viele Gästefarmen und Lodges, ein Segen für Namibia! Das ist die positive Seite: Dem Menschen muss es erst richtig schlecht gehen - das regt die Kreativität zum Vorteil in der Zukunft an.
Das SÜD-AFRIKA Magazin berichtet in der kommenden Ausgabe Mitte September über die Dürre in Namibia.