Namibia: Besuch im Cultural Village
Rund 4.000 Khwe leben im Bwabwata-Nationalpark. Sie sind Teil einer Jäger- und Sammlerkultur aus der Khoisan-Sprachfamilie. Die Volksgruppe hat eine schwere Geschichte hinter sich, geprägt durch Umsiedlung, politische Einschränkungen und Marginalisierung. Das 2007 von der Regierung verhängte Jagdverbot raubte den Khwe schließlich ihre Nahrungsquelle.
Die Entwurzelung einer Gemeinschaft bringt die Auflösung ihrer Kultur mit sich und Verunsicherung darüber, wie der Lebensunterhalt erwirtschaftet werden kann. Oft folgt die Flucht in Alkohol und Kriminalität. Außerdem geht wertvolles Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt verloren. Die Expertise der Khwe im Fährtenlesen ist ein kulturelles Erbe, das zu verschwinden droht.
Neue Einkommensmöglichkeiten
Das neue Cultural Village soll nun helfen, die Kultur zu bewahren. Mit dem Besucherdorf generieren die beteiligten Khwe ein finanzielles Einkommen. Zusätzlich haben sie hier einen Ort, an dem sie ihr Wissen, ihre Traditionen und Bräuche sowie die Fähigkeit, im Einklang mit der Natur zu leben, weitergeben können – an nachfolgende Generationen ebenso wie an Besucher.
Unterstützung erhielt die Gemeinde auch von der Living Culture Foundation Namibia. Diese setzt sich für Entwicklung in ländlichen Gebieten Namibias ein, indem sie lokale Gemeinschaften dabei unterstützt, die Bewahrung und Weitergabe ihrer Kultur mit der Schaffung neuer Einkommensmöglichkeiten im Tourismussektor zu verbinden.
Das Dorf besteht aus traditionellen Grashütten, um die herum die ursprüngliche Lebensweise und vorkoloniale Kultur der Khwe gezeigt wird. Reisende erleben traditionelle Tänze, erhalten Einblick in die Ahnenwelt und das historische Leben der Khwe.
Workshops und Wanderungen
Viele der Programme sind interaktiv, beispielsweise können Gäste sich am Schmieden eines Pfeiles versuchen oder ein Armband aus Papyrus herstellen. Dazu gehört auch eine kurze Wanderung durch den Busch, in dem durch die Nähe zum Nationalpark häufig Antilopen und andere Wildtiere zu sehen sind – wobei die Khwe ihre Fähigkeiten im Spurenlesen und Fallenstellen zeigen.
Junge Khwe wurden ausgebildet, um Touristen das Fährtenlesen zu vermitteln. Zudem wurden zwei Vertreter der Gemeinde vom lokalen Partner „Elephant Human Relations Aid“ als Elefantenwächter geschult. Regelmäßig werden Schulungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass das traditionelle Wissen der Ältesten an die jüngeren Generationen weitergegeben wird.
Das Khwe-Elefanten-Projekt „Mit Chilis für bessere Lebensbedingungen“ unterstützt die Khwe im friedlichen Zusammenleben mit Wildtieren. Elefanten zerstören regelmäßig die Felder und verschmutzen die Trinkwasserquellen. Die Khwe-Gemeinde hat durch das Projekt gelernt, die Tiere friedlich abzuwehren, indem sie mit einer Mischung aus Motoröl und Chilis getränkte Lumpen an die Zäune ihrer Felder hängen. Der intensive Geruch hält die Wildtiere fern.
Reisende können das Cultural Village auf der Gebeco-Reise „Naturschätze im südlichen Afrika“ kennenlernen.
Weitere Informationen über das Living Museum.