Lesertext: Acht Frauen zu Fuß im Krügerpark
Meine Kollegen schauten mich an, als wenn ich nicht mehr ganz bei Trost wäre. "Ja, ich weiß, aber wir sind mit Rangern und einem Gewehr unterwegs, keine Sorge!" Ich weiß, dass alle, die noch nicht im südlichen Afrika gereist sind, denken, dass hinter jeder Ecke ein Löwe oder ein Elefant wartet. So ist es aber nicht! Trotzdem bin ich mir bewusst, dass wir vorsichtig sein müssen.
Lange vor unserer Reise bin ich in die Planung gegangen. Ich habe mir überlegt, welcher Trail der Richtige für uns ist. Wir, das sind meine sieben Freundinnen und ich. Für die Mädels ist es der zweite Trip nach Südafrika, und dementsprechend schauen Sie unserer Reise mit großem Respekt entgegen.
Auch ich bekomme von den zurückbleibenden Ehemännern Ermahnungen mit auf den Weg, dass ich ihre Frauen heil zurückbringen soll.
Kreischattacke am Wasserloch
Die Walking Safaris im Krüger Park sind für acht Personen ausgelegt und gehen über vier Tage. Man schläft in der Wildnis, in einfachen Zelten und geschützt durch einen Zaun.
Ich entschied mich für den Olifant Trail. Nicht, weil er mir am besten gefiel, sondern weil hier noch Platz für acht Personen war. Unser Ausgangspunkt war das Letaba Camp.
Obwohl ich schon einmal im Krüger Nationalpark war, muss ich zugeben, dass man die Distanzen doch immer wieder unterschätzt. Außerdem hatte ich Reisebegleiterinnen, die in ihrem Leben noch nie auf einer Safari gewesen waren.
Dass eine Elefantenherde am Wasserloch natürlich eine Kreischattacke auslöst und uns länger verweilen lässt, als gut ist, ist wohl für jeden verständlich. Daher kamen wir auch etwas zu spät zum Treffpunkt.
Aaron und Ypsilon, unsere Guides, waren aber ganz entspannt. Sie meinten, wir sollten uns erst mal einen Kaffee holen und uns mit Getränken eindecken, bevor wir losfahren - alles kein Problem. Aaron, die entspannteste Person unter der Sonne.
Rein in die Wildnis
Wir fuhren in die Wildnis, dem Sonnenuntergang entgegen. Nach etwas über einer Stunde holpriger Piste erreichten wir das Camp. Uns wurde das Gate geöffnet und als erstes sah ich gemütliche Campingstühle um ein Lagerfeuer, es roch nach Abendessen.
Aaron meinte, wir sollten den nächsten Morgen abwarten, sein "Büro" hätte bis jetzt noch jeden eifersüchtig macht. Und wie recht er hatte! Der Blick auf den Fluss ließ mich neidisch werden. Mein Büroblick zuhause geht auf eine Häuserwand.
Am Morgen wurden wir um fünf Uhr geweckt, in einer Schale vor unserem Zelt befand sich warmes Wasser, mit dem wir uns erfrischen konnten. Es gab Kekse und Kaffee oder Tee. Dann zogen wir los.
Irgendwann hieß es dann, raus aus dem Auto und rein in die Wildnis. Im ersten Moment schon ein seltsames Gefühl, so ungeschützt durch die Wildnis zu laufen. Die beiden Männer zogen voran und ermahnten uns öfter, zusammenzubleiben, nicht alleine stehenzubleiben, um Fotos zu machen, und uns ruhig zu verhalten.
Sicherheit geht vor
Wir haben in der nächsten Tagen viele Tiere gesehen: Elefanten, Giraffen, verschiedene Antilopenarten und vor allem Kleintiere. Mein schönstes Erlebnis war die Verfolgung eines Büffels anhand der noch frischen Spüren.
Nach einiger Zeit haben wir ihn dann entdeckt. Er machte sich auf und davon, kein Wunder, wenn er von acht Frauen verfolgt wird. Das war ihm dann wohl doch zu viel.
Aaron hat uns mit wunderbaren Geschichten unterhalten. Er erzählte zum Beispiel, woher die Hyäne ihre Tupfen hat, und welcher Baum am besten kühlt.
Zwischendurch haben wir uns hingesetzt, um unser Frühstück mit Äpfeln, Crackern, Käse und anderen Köstlichkeiten einzunehmen.
Wer um die Ecke musste, wurde ermahnt, die Gruppe nicht zu weit zu verlassen. Ehrlich gesagt hätten wir das sowieso nicht gemacht. Sicherheit sticht hier die Intimsphäre.
Kitschige Kulisse
Die Abende verbracht wir mit einem Gin Tonic als Sundowner am Fluss. Hippo-Geräusche, der Sonnenuntergang und Krokodile auf Sandbänken machten das Ganze zu einer perfekten kitschigen Kulisse. Es war teilweise so schön, dass es schon weh tat!
Das "Büro" von Aaron mit Blick auf den Fluss, das Verweilen im Camp zur Mittagszeit, die Wege quer durch die Wildnis, der Teekessel mit Rooibos auf der Feuerstelle, die Sonnenuntergänge am Fluss, die Gespräche am Lagerfeuer - das alles werde ich nie vergessen.
Und natürlich sind wir alle wieder gut zuhause angekommen! Mein Fazit ist: Macht eine Walking Safari! Nie war ich näher an der Natur und bemerkte all die kleinen Besonderheiten, an denen wir so oft mit dem Auto vorbeifahren.
Die besondere Stimmung, die Gespräche mit unserem Beschützern ließen mich die Wildnis noch einmal aus einer völlig neuen Perspektive entdecken.
Wichtig ist es, rechtzeitig zu buchen. Die Trails sind häufig ausgebucht. Denkt daran, Wein, Gin und andere alkoholische Getränke für Sundowner und Abendessen selber mitzubringen.
Gute Kondition ist wichtig. Wir waren in der Sonne teilweise bis zu fünf Stunden unterwegs. Es gibt für jeden einen Rucksack mit Snacks und reichlich Wasser.
Elke Walther wurde 1967 in Köln geboren. 2003 war sie zum ersten Mal mit ihrem Mann Fridolin und Kind in Südafrika. Seitdem war die Familie über 20 Mal in Südafrika, Botswana, Namibia, Zambia und Mosambik. 2014 infizierte Elke Walther einige ihrer Freundinnen. Nun stehen nicht nur Abenteuer und Reisen mit der Familie auf dem Reiseplan, sondern auch "mit den Girls on Travel". Seit 2016 geben sie ihre Tipps auf dem Blog www.wildes-afrika.de an Interessierte weiter.
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