Krimi mit Tiefgang: Deon Meyers aktueller Roman
Deon Meyer ist einer der populärsten Schriftsteller aus dem südlichen Afrika, Verfasser eines knappen Dutzends auflagenstarker Bücher - überwiegend Kriminalromane -, begeisterter Motorradfahrer, Werbe- und PR-Fachmann und ziemlich exakt das Idealbild eines Selfmade-Mannes in den besten Jahren.
Geschäfte der Finanzmafia
Sein neuer Roman "Cobra" ist ein ungewöhnlich dichter, in den Charakterisierungen seiner Personen auf fast schon perfide Art genauer Thriller, der seinen Plot allmählich, aber unerbittlich, mit der reinigenden und doch brutalen Gewalt flüssiger Lava entwickelt.
Alles fängt mit drei Toten auf einem Weingut bei Kapstadt an - und mit der Entführung eines genialen Wissenschaftlers, der für einen Algorithmus verantwortlich ist, dessen globale Benutzung die dunklen Geschäfte der internationalen Finanz- und Bankenmafia massiv gefährden würde.
Bei einem geschätzten Volumen von zweitausend Milliarden Dollar pro Jahr ist das auch in Zeiten von Staatskrisen und "Rettungsschirmen" noch ein Wort.
Kulisse und Protagonist
Natürlich geht es Deon Meyer nicht nur um diesen Plot. Das moderne, vielfältige und sich an seiner jüngeren Geschichte mal mehr und mal weniger erfolgreich abarbeitende Südafrika ist in Meyers Romanen immer gegenwärtig: Es ist nicht nur Kulisse, sondern auch Protagonist.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Captain Bennie Griessel, dessen mühsam bekämpfte Alkoholsucht, stoische Selbsterkenntnis und taktische Intelligenz nur vordergründig zum Klischee taugen.
In einem Land, das "larger than life" in jeder Beziehung ist, voller Lebenslust und Lebenswut, wirkt der etwas angeschlagene, dabei aber blitzgescheite Griessel unerschütterlich trotz und gerade wegen seiner offen erkennbaren Schwächen.
Südafrikanische Optimisten
Meyers Südafrika ist, den Sujets des Thrillers zum Trotz, kein "Reich des Bösen", in dem die Gewalt alles andere dominiert - es ist vielmehr eine Heimstatt für Menschen, die als Optimisten durchs Leben gehen, sich nicht unterkriegen lassen und wissen, dass die Niederlage nur darin besteht, nach einem Schlag nicht wieder aufzustehen. Sicher liegt in dieser Grundhaltung auch ein Teil des Erfolgs der Romane Deon Meyers begründet.
Der andere Teil liegt in der Faszination, die von einem soliden Thriller ausgeht, dem es nicht um einen technikverliebten Overkill oder andere Effekthascherei geht, sondern der Menschen zeigt. Menschen am Kap.
INFORMATIONEN
Deon Meyer: Cobra. Aus dem Afrikaans übersetzt von Stefanie Schäfer. Verlag Rütten & Loening. Ca. 430 Seiten. 19,99 Euro.
Deon Meyers Website: www.deonmeyer.com
© Text: bw
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