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Mpumalanga © Christian Heeb
© Christian Heeb

Mpumalanga: Gold und Steine



Abbruchkante zur Tiefebene


Gut 30 Kilometer weiter südlich über die R532 und dann die R534 kommen wir zu God?s Window, einem der schönsten Aussichtspunkte in Südafrika. Wir ignorieren die behauenen Aussichtsplattformen mit ihren Stahlgeländern, zu denen die "God?s Window"-Wegweiser führen. Hier drängeln sich die Reisenden um einen Platz. Wir folgen den Schildern "Tropical Rainforest" den Berg hinauf. Tropischer Regenwald - eine Verheißung im trockenen Mpumalanga.
Tatsächlich verschwinden wir nach 200 Metern in einem dichten, kühlen Dschungel. Schwere, fleischblättrige Pflanzen überdachen uns, Kakteen stehen auf Hochwurzeln über bewucherten Steinen, es duftet wie in einem Kräutergarten. Ein Vogel schreit wie eine quietschende Tür, als wir über den Holzbohlenweg Richtung Felskante gehen.
Dann öffnet sich die grüne Wand und der Blick geht ins Unendliche: Über Wälder und Felder, bis hinein nach Mosambik, bis zum Blydepoort Dam am anderen Ende des Blyde River Canyons. Das Lowveld liegt uns zu Füßen, wir stehen direkt am Abbruch, der erst einen Kilometer weiter unten endet.
Die Szene hat etwas von einem Satellitenbild, so hoch stehen wir über der Landschaft. Straßen schlagen schnurgerade Breschen durch das Grün, das gegen den Horizont zu Grau wird. Hier oben kann man sich zwischen den Bäumen und Farnen seinen eigenen Aussichtspunkt suchen, den man ganz für sich hat.

Charmante Goldgräberstadt


Wir steigen ins Auto und fahren in den südafrikanischen Landschaftsalltag zurück, durch das touristische Graskop Richtung Pilgrim?s Rest. Das 600-Einwohner-Örtchen ist ein Open Air Museum, ein Blick zurück in die Zeit des ersten Goldrauschs in Südafrika.
Während in Amerika die Glücksritter schon in den 1830er-Jahren von einer Ecke des Kontinents zur anderen hetzten, um auf einen Schlag steinreich zu werden, dauerte es in Südafrika bis 1873. Im damals namenlosen Fluss, der später Pilgrim?s Creek genannt wurde, fand Alec Patterson Gold - Pilgrim?s Rest sprang aus dem Boden. Bis zu sechs Kilogramm schwere Nuggets erfüllten tatsächlich den Traum mancher Goldgräber. Den größten Reibach aber machten die neu gegründeten Gesellschaften, die das Gold untertage abbauten und noch weit bis ins 20. Jahrhundert erstaunliche Gewinne einfuhren.
Heute ist der Ort ein National Monument und beschwört die gute alte Zeit - und das durchaus mit Charme. Alte, handgemachte Emailschilder kündigen Geschäfte wie das "The Vine Restaurant and Pub" mit seinen "Original Digger Burgers" oder "Belvedere Metal Crafts" an. Es prallen Geschichte und Moderne aufeinander: Omas Marmelade, alte Plakate und Besen aus Holzzweigen rechnet die Kassiererin ab, während sie mit ihrem Handy telefoniert. Bei "Clewer General Dealer" stehen die Waren auf offenen Regalen hinter der langen Theke und werden in eine Kasse mit Touch Screen eingegeben.
Bei "Highwayman's Garage" kann man seinen Tank aus herrlichen Zapfsäulen mit Emailhülle füllen - aber auch hier läuft die Digitalanzeige. Im Jubilee Potters Pub steht auf der Theke ein herrliches Holzfass, das Bier aber kommt aus dem neonbeleuchteten Kühlschrank der zweitgrößten Brauerei der Welt.

Wohnen im Museum


Die Stadt strotzt vor schönen alten Gebäuden, beispielsweise die Polizeistation in Uptown oder das Alanglade-Anwesen. Man kann hier auch in einem voll möblierten Wohnhaus der Jahrhundertwende übernachten: etwas luxuriöser im Royal Hotel mit dem uralten Castle-Lager-Schild auf der Hauptstraße, oder wie die Minenarbeiter im "District Six Miner's Cottage".
Die kleinen Häuschen sind mit alten Sofas und Regalen, mit Holz eingefassten Kippschaltern für das Licht ausgestattet. Die Badewanne steht auf Eisenfüßen, die Betten haben Messingknäufe. Vor dem Haus befinden sich winzige Terrassen, auf denen man einen Blick auf die umliegenden Hügel hat - der bescheidene Luxus Anfang dieses Jahrhunderts.
Einen Blick auf die Schattenseite des Goldrauschs bringt ein Gang über den Friedhof: An den Namen kann man die Herkunft der Goldsucher ablesen - sie kamen aus der ganzen Welt, um mitten im Nirgendwo Südafrikas ihr Glück zu machen.

Zeitreise durch Barberton


Wir bewegen uns weiter in den Fußstapfen der Goldgräber, um eine der unbekannteren Attraktionen von Mpumalanga zu besuchen. Über Graskop und Hazyview fahren wir auf die R40 und folgt ihr nach Süden über Nelspruit hinaus nach Barberton. 1884 entdeckten Graham Barber und seine Cousins hier Gold, und in den Wochen darauf wurde Barberton geboren - zuerst als Ansammlung windiger Hütten, dann mit festen Häusern und Infrastruktur.
Heute scheint der Ort auf den ersten Blick wenig Charakter zu besitzen, mit seiner unattraktiven Main Street, auf der die üblichen Restaurant- und Ladenketten zu finden sind. Nimmt man sich aber die Zeit und besucht die Tourist Information in der Crown Street, gewinnt man das kleine Städtchen schnell lieb: Von den freundlichen Mitarbeitern mit Material ausgestattet, machen wir uns auf den historischen Rundgang.
Die kleinen Straßen südlich der Crown Street schmücken malerische, typisch südafrikanische Häuser mit wuchernden Vorgärten, Jacarandas, Rasensprengern, die Regenbögen in die Luft spritzen und Familienautos. Am Ende der Judge Street stoßen wir auf das Blockhouse, eine Verteidigungsanlage, die die Briten im Jahr 1901 gegen die Buren gebaut haben.
Die kleine Hütte mit ihren winzigen Schießscharten rückt die Dimensionen der damaligen Zeit ins rechte Licht: Kleine Trupps von Freiwilligen trafen in einer kaum besiedelten Landschaft aufeinander, durch die noch wilde Tiere streiften.

Haus aus dem Katalog


Dreißig Meter die Lee Road hinauf liegt Belhaven. Das eindrucksvolle Haus hatte ein Geschäftsmann per Katalog aus England bestellt. Ein schwarzer Führer öffnet uns die Tür und bringt uns das bürgerliche europäische Leben Anfang des letzten Jahrhunderts nahe. Das Haus war bis 1987 bewohnt, wurde dann von der Regierung gekauft und restauriert.
Jetzt sind hier die Uhren stehen geblieben und der Kalender zeigt auf immer das Jahr 1904: Alte Gemälde, ein Opernglas auf der viktorianischen Spiegelkommode, die Bibel aufgeschlagen auf einem Buchständer des Frauen-Salons, die Briefbox aus Holz mit Briefmarkenfächern, eine Elfenbein-Pfeife, ein alter Scheck auf dem Schreibtisch.
In der Küche hängen die funkelnden Messingtöpfe an der Wand über dem schweren Waffeleisen, einem gigantischen Fleischwolf und einem Kanonenofen der "Durbanian Hotel Range". Alles ist perfekt erhalten. Ich warte darauf, dass die Eingangstür aufgeht und die Familie vom Sonntagsgottesdienst zurückkehrt.
Draußen schlendern wir entspannt durch die wohl sortierte Stadt, deren Leben gemächlich vorbeituckert, bis wir zu einer weißen Fassade kommen, die neben der öffentlichen Bücherei steht: Die erste Wertpapierbörse Südafrikas aus dem Jahr 1887 hat nur noch eine Front mit nichts dahinter - wie eine Filmkulisse.
"Nichts dahinter" ist auch das Stichwort für ihre historische Rolle. Die Börse besiegelte das Ende des Goldrauschs in Barberton. Millionen von Rand wurden in der aufgeheizten Atmosphäre in zwielichtige Unternehmen gesteckt, die teilweise nie existierten. Wurden anderswo Vermögen gemacht, hier wurden sie vor allem verloren. Bis 1899 waren die meisten der Goldgräber abgezogen, die Saloons hatten geschlossen, in denen die legendären Zechereien stattfanden. Die Barmädchen waren an den Witwatersrand gezogen, wo die Glücksritter jetzt in wilden Nächten ihr Gold durchbrachten.

Gastfreundschaft im Blut


In Barberton ist die raue Vergangenheit nicht mehr zu spüren. Im Victorian Tea Garden kocht Daph van Rensburg in ihrer offenen Küche. Die Nachbarn kommen und holen sich das in Wein geschmorte Rindfleisch mit Reis und Kartoffelbrei zum Abendessen, scherzen mit Daph auf Afrikaans. "Das Geschäft läuft super, jedes Gericht kostet 20 Rand, 15 Rand, wenn man ein Abo für jeden Tag der Woche hat", erzählt Daph fröhlich.
Hier laufen sich die Witwer Frans und Johan über den Weg und plauschen. Sie haben es plötzlich gar nicht mehr eilig, nach Hause zu kommen. Die Pranke von Wessel landet auf meiner Schulter, als er von Daph erfährt, dass ich aus Deutschland komme: "Ich liebe Mercedes", sagt er, lacht und bietet mir gleich etwas von seinem Menü an.
Rose lehnt sich auf dem silbernen Tresen zu mir herüber und schwärmt von Barberton: "Das ist der beste Ort der Welt, ich würde hier nie wegziehen!" Was Barberton denn so besonders macht? "Die Leute natürlich. Ich habe in Kapstadt, in England, der Schweiz und den USA gelebt. Die Leute sind hier so freundlich wie sonst nirgendwo." Wer könnte da widersprechen?

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© Text: Lukas Martin/SÜD-AFRIKA
 

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