
Weine am Kap: der Sauvignon Blanc
Von Petra Mayer, Weinexpertin und Leiterin der Südafrika-Weininformation
In Südafrika ist die fruchtbetonte Rebsorte des Sauvignon Blanc seit 20 Jahren auf dem Vormarsch. Ihr Angebot reicht von rassigen Weißweinen mit kerniger Säure bis hin zu mineralisch würzigen Vertretern mit elegantem Schmelz.
Ursprünglich stammt die Rebsorte Sauvignon Blanc aus Frankreich. Die ersten Aufzeichnungen datieren zurück bis ins 18. Jahrhundert. Noch heute gelten die Sauvignon Blancs von der nördlichen Loire, insbesondere aus Sancerre und Pouilly Fumé, als die höhere Genussweihe für Sauvignon-Blanc-Liebhaber.
Ihr Siegeszug in der neuen Welt begann in Neuseeland. Von dort erreichten uns Mitte der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts Weine mit intensivsten grünen Noten: Stachelbeere, grüner Spargel, frisch gemähtes Gras, Limetten, Zitronen.
Begeisterte Kritiker
Die Weinkritiker überschlugen sich. Die Weinbewertungen erinnerten eher an einen Spaziergang durch die Obst- und Gemüseabteilung.
Wichtig zu wissen: Beim Wein dürfen, im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln, keine Aromen zugesetzt werden. Damit wird klar: Die Entstehung der Aromatik eines Weines wird von unterschiedlichen Faktoren seines Werdegangs bestimmt.
Den Duft prägt das Zusammenwirken von Sorte, Anbauweise, Herkunft, Lage und Klima sowie die Verarbeitung der Trauben. Dabei bilden sich unterschiedliche Aromen, biochemische Verbindungen, die später als flüchtige Inhaltsstoffe hauptsächlich mit der Nase erfasst werden und vielleicht auch etwas am hinteren Gaumen, während der Genießer durch die Nase ausatmet.
Exotische Noten
Unterschieden werden bei der sensorischen Bewertung von Sauvignon Blancs zwei Stilrichtungen: Neben dem grünlich-kräutrigfrischen und oftmals auch wild anmutendem Aromen-Bouquet gibt es die gelblich-tropische Variante.
Hier dominieren im Duft exotische Noten, die an Ananas, Passionsfrucht, gelbe Melone und/oder Pfirsich erinnern.
Höhere Qualitäten, die meist auch mit geringeren Erträgen pro Hektar einhergehen, präsentieren sich mit einer komplexeren Struktur - sowohl in der Nase als auch am Gaumen.
Diese Weine sind oft auch am Gaumen etwas ausbalancierter. Sie haben eine dichtere und mildere Struktur, verbunden mit einem längeren Reifepotenzial.
Wie eine Diva
Wie kommt nun diese Fruchtigkeit ins Glas? Sauvignon Blanc bringt schon als Rebsorte ein starkes Aromenpotenzial mit.
Er reagiert jedoch auch sehr stark auf äußere Einflüsse. Bruce Jack, Winemaker von Flagstone, meint: "Sauvignon Blanc ist wie eine Diva. Wenn ihm die äußeren Rahmenbedingungen nicht passen, reagiert er sehr schnell beleidigt."
Das bedeutet, dass sich aufgrund des hohen Aromenpotenzials auch die Qualität der Lage, die klimatischen Einflüsse und die Anbaumethoden recht schnell und stilprägend auf den Charakter des Weines auswirken.
Nach mehr als 20 Jahren intensiver Forschungen und Erfahrungen kennen Südafrikas Winzer die Aromenprofile ihrer zahlreichen und unterschiedlichen Weinbergslagen.
Verschiedene Lagen
Um die für den Sauvignon Blanc typischen grünen Duftnoten wie Stachelbeere und frische Brennnesseln zu fördern, bedarf es des Anbaus in kühleren Lagen wie in Constantia oder der aufstrebenden Weinregion Elim am südlichsten Zipfel Afrikas unweit von Cape Agulhas.
Weichere Sauvignon Blancs gedeihen in den wärmeren Gebieten wie in Stellenbosch oder Paarl. Wer aufmerksam entlang der Stellenbosch-Weinroute fährt, der sieht, dass die Winzer ihre Reben immer weiter oben am Hang, wie zum Beispiel bei Delaire Graeff, Tokara, Thelma und bei Neil Ellis im Jonkershoek Valley, auspflanzen.
Neben der Wahl der Höhenlage kann der Winzer die Weinqualität zum Beispiel auch durch gezielte Laubarbeit im Weinberg fördern.
Die direkte Sonneneinstrahlung beeinflusst die Reifung und Bildung von Aromen. So trägt die Entblätterung der Traubenzone dazu bei, eine gewisse Wildheit im Duft zu zähmen.
Spiel mit den Temperaturen
Mehr Komplexität oder Struktur am Gaumen findet man bei höherwertigen Weinen. Durch Reduzierung der Ernteerträge konzentriert sich die Kraft der Rebe auf eine geringere Anzahl von Trauben. Auch das Spiel mit den Temperaturen ist bei Sauvigon Blanc eine Kunst.
Da die Aromen schon während der Lese anfangen, sich zu verflüchtigen, beginnen die Winzer ihr Tagwerk während der Weinlese nicht selten bereits um vier Uhr morgens, wenn das Thermometer noch bei zehn bis 15 Grad steht.
Längere Standzeiten auf der Maische, die Wahl der Hefe, die Vergärtemperatur und die Lagerung auf der feinen Hefe sind einige der Parameter, die den Sauvignon Blanc in seinem Geschmack beeinflussen.
So kommt es, dass die Südafrikaner bei einer Weinverkostung die Charakteristik ihres mannigfaltigen Terroirs - also das Zusammenspiel von Herkunft, Natur und Mensch - gern am Beispiel des Sauvignon Blancs erläutern.
Kühler Südostwind
Das Weinland Südafrika zählt nicht gerade zu den kühlen Weinbauzonen. Temperaturen von 23 und 40 Grad sind selbst im Spätsommer durchaus üblich.
Doch erstens ist das Weinland groß und sehr divers, zweitens verdanken die Südafrikaner das weinbauliche Potenzial den maritimen Einflüssen durch die nahe gelegenen Ozeane.
Circa 500 Kilometer gen Osten und 700 Kilometer gen Norden entlang der jeweiligen Küste zieht sich Südafrikas Weinlandschaft durch das Western Cape.
Die Weine gedeihen sowohl auf weiten Flächen im heißeren Landesinneren sowie in zahlreichen Tälern und Hanglagen entlang der Millionen Jahre alten Bergmassive.
Förderlich für den Anbau von Sauvignon Blanc ist der kühle Südostwind, auch Cape Doktor genannt. Er bläst von Süden über die False Bay in Richtung Festland und bringt kühle Meeresluft mit.
Selbst in Gegenden wie dem ansonsten heißen Robertson spürt man im Sommer ab 16 Uhr diese erfrischende Brise. Welch Segen für die Sauvignon-Blanc-Fans, denn dort auf Springfield wachsen mit die wildesten Sauvignon Blancs des Landes: Life from Stone und die Special Cuvée.
Großes Potenzial
Winzer Abrie Bruwer: "Great wines grow, you can't make them!" Diese Philosophie teilt er mit vielen seiner Kollegen, die für außerordentliche Sauvignon Blancs bekannt sind.
Auch Bruce Jack sieht nach wie vor ein großes Potenzial in Südafrika: "Die Qualitätsrevolution für Sauvignon findet in Südafrika in unseren Weinbergen statt."
Dass aktuell die Zahl der Anpflanzungen rückläufig ist, bezeugt, dass diese anspruchsvolle Rebe nicht auf jedes freie Feld gepflanzt werden kann. Nur die besten kühlen Lagen kommen dafür infrage. Außerdem sind Fingerspitzengefühl, Erfahrung und Talent gefordert - und das genau haben viele Winzer.
BEZUGSQUELLEN
Delaire Graff: Capreo (www.capreo.com)
Tokara: Wein Deko (www.wein-deko.de)
Thelema The Cape Grape (www.capegrape-shop.de)
Neil Ellis: Edelrausch (www.edelrausch.de)
Steenberg: Capreo (www.capreo.com)
Buitenverwachting: Hanseaten Select (www.hanseaten-select.de)
Klein Constantia: Capreo (www.capreo.com)
Springfield: Vin Africa (www.südafrikanische-weine-online.de)
Strandveld: www.vinexus.de
The Berrio: ISANGA (www.isanga.de)
Bruce Jack: Wein Deko (www.wein-deko.de)
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Weine am Kap: Fair in die Zukunft

Madagaskar: Wein aus Whiskyflaschen

Paarl: Neues Gastronomiekonzept

Südafrika: Naturerlebnisse an der Elephant Coast

Südafrika: Unterwegs auf der Route 62
